Jüdischer Friedhof Kleinbardorf
Der jüdische Friedhof in Kleinbardorf wurde 1574 angelegt. In der Chronik der Freiherren von Bibra ist zu diesem Jahr zu lesen: "Georg von Bibra gestattete den Israeliten zu Kleinbardorf eine Begräbnisstätte auf dem Wartberg, wofür ihm diese einen jährlichen Zins von vier Gulden und für jeden Beerdigungsfall eine Gebühr von einem Taler zusicherten". Das Kleinbardorfer Schlossgut, zu dem das Gelände des Friedhofs gehörte, ging 1602 an den Fürstbischof Julius Echter über, bevor es 1691 an die Freiherrlich Guttenberg'sche Familie ging. Der Friedhof wurde mehrfach erweitert (1769, 1843) und von insgesamt 27 jüdischen Gemeinden als zentraler jüdischer Friedhof benutzt. Die ältesten noch lesbaren Grabsteine sollen von 1702 stammen. Ein Gräberverzeichnis von 1759 bis 1938 und Aufzeichnungen der Beerdigungen zwischen 1800 und 1938 sind bis heute erhalten geblieben.
Der Friedhof wurde unter anderem im März 1925, in der NS-Zeit, 1957 und 1977 geschändet. Dabei wurden etliche Steine zerstört und umgestürzt, insbesondere im neueren Teil. Einige Schrifttafeln fehlen seitdem beziehungsweise sind zerbrochen. Nach den schweren Beschädigungen in der NS-Zeit wurde der Friedhof nach 1945 wieder instand gesetzt.
Etwa 4.400 Grabsteine sind noch vorhanden (Zählung 1987). Die Zahl der tatsächlich Beigesetzten liegt wesentlich höher, da viele Grabsteine im Boden versunken sind. Gleichfalls besteht noch das Taharahaus mit einer Stifterinschrift von 1695 über dem Eingang und (1987) renovierter Innenausstattung. Der Friedhof ist der mit etwa 2,105 ha flächenmäßig zweitgrößte jüdische Friedhof in Bayern (größter Friedhof ist der Friedhof in München). Der Wartberg, auf dem der Friedhof angelegt ist, heißt gewöhnlich heute "Judenhügel".
Besonderheiten sind zur Anlage: rechts vom Eingang ist eine Abteilung mit Frauen, die bei oder infolge einer Entbindung verstorben sind. Links vom Eingang ist eine Abteilung mit jüngeren, in Reihen angelegten Gräbern, während der großflächige hintere Teil des Friedhofes mit alten bzw. sehr alten Grabstätten belegt ist.
Der Friedhof wird seit vielen Jahren von Erwin Hermann aus Kleinbardorf betreut. Auf Grund seines außergewöhnlichen Engagements - er sorgte u.a. für die Renovierung des Taharahauses, erhielt er 1988 das Bundesverdienstkreuz. Herr Hermann ist Ansprechpartner und steht für Führungen und Auskünfte gerne zur Verfügung.